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 Christa Wolf "Kassandra"

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BeitragThema: Christa Wolf "Kassandra"   Christa Wolf "Kassandra" I_icon_minitimeMi Okt 08, 2008 9:44 am

Kassandra ist ja allgemein bekannt als eine Figur aus der griechischen Mythologie - Tochter des Königs von Troja, Priamos, und der Hekabe. Sie bekam von Apollon die Gabe der Vorhersehung, die ihr sehnlichster Wunsch einst war, als Liebesgeschenk, wurde dann aber von dem Werbenden dazu verflucht, nachdem sie seine Liebe zurückwies, dass niemand ihr Glauben schenken wird.
Die antiken Autoren Homer ("Ilias", ca. 8. Jhd. v. C.), Aischylos ("Orestie, Teil 1: Agamemnon", 458 v. C.) und Lykophron ("Alexandra", ca. 190 v. C.) verarbeiteten diese Figur und den Mythos um ihr in ihren Werken. Und auch Friedrich von Schiller setzte ihr ein Denkmal in einer Ballade.
Immer wurde aber Kassandra dabei aus Männersicht dargestellt und immer ging es nur um den Mythos um ihre Person, aber niemals wurde die Frau selbst hinterfragt. Was bewog sie, in einer von Männern dominierten Gesellschaft die Sehergabe anzustreben, die eigentlich der männlichen Priesterschaft vorbehalten war? Weshalb wollte sie mit aller Macht in damals traditionelle Männerbereiche vordringen? Wie sah ihre innere Geisteswelt aus, bevor und nachdem sie verflucht war?
Diese und andere Fragen stellte sich Christa Wolf (geb. 1929) und begann sich mit der Figur Kassandra auseinanderzusetzen und besuchte dazu die antiken Stätten. Ihre Begegnungen mit Kassandra und wie diese Figur immer mehr von ihr Besitz ergriff, schilderte die Autorin in vier Vorlesungen, die sie 1982 im Rahmen der Poetik-Vorlesungen in Frankfurt (am Main) hielt.
In der Erzählung, die 1983 erschien, reflektiert Kassandra selber ihr Leben, hält Rückschau auf ihr Dasein, während sie als Gefangene des Agamemnon in seine Heimat verschleppt wird und ihren Tod entgegensieht.
Dabei betrachtet sie rückschauend ihre Kindheit, ihre Liebe zum Vater, ihre Flucht in den Wahnsinn, wenn ihre Wahrheiten (die sie auf Grund ihrer Seherinnengabe bekam) als Warnungen anbrachte und niemand ihr glaubte, sie ausgegrenzt wurde aus der Gesellschaft, weil sie immer warnte (vor Krieg, Hinterlist usw) und auch ihre Erlebnisse mit der Liebe, ihr Hinfinden zu den Frauen in den Höhlen vor den Toren der Stadt.
Kassandra wird in dieser Betrachtung aus Frauensicht zu einer vielschichtigen Person - einer greifbaren Person, einer Person mit der man mitfühlen kann. --- Kassandra wird vom Mythos zum Menschen.
Empfehlen möchte ich hiermit nicht nur die Lektüre der Erzählung, sondern auch die der vier Vorlesungen. Die Vorlesungen und die Erzählung erschienen damals (1983) in DDR und BRD gleichzeitig in den Buchläden und wurde in Ost und West zu einem Bestseller. Am 18. August 2008 erschienen diese als Taschenbuch nun wieder im Suhrkamp-Taschenbuch-Verlag.

Die Erzählung beim Suhrkamp-Tb-Verlag: http://www.suhrkamp.de/titel/titel.cfm?bestellnr=46052&hl=christa%20wolf%20kassandra
(178 Seiten, 7 Euro)

Die vier Vorlesungen beim Suhrkamp-Tb-Verlag:
http://www.suhrkamp.de/titel/titel.cfm?bestellnr=46053&hl=christa%20wolf%20kassandra
(245 Seiten, 8,50 Euro)
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